Bekanntermaßen stehen die ländlichen Räume vor großen Herausforderungen, bedingt u.A. durch Abwanderung junger Menschen, die es aufgrund abnehmender Infrastruktur (Mobilität, Freizeitangebote, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten) verstärkt in die Städte zieht. Gerade die Jugend bietet in diesem Zusammenhang aber auch das Potential für eine positive Entwicklung. Insofern gilt es, Möglichkeiten des demokratischen Miteinanders und der Mitgestaltung aufzuzeigen sowie Eigeninitiative zu stärken.
Dies war eines der Ziele des Fachtags zum Thema Jugendbeteiligung als Möglichkeit zur Entwicklung ländlicher Räume, den der Schloß Trebnitz e.V. in Zusammenarbeit mit der Berlin-Brandenburgischen Landjugend am 20. September 2016 veranstaltete. Zudem bot der Fachtag einen Blick über den Tellerrand nach Litauen: Vertreter_innen von sechs Landesarbeitsgemeinschaften, dem Landwirtschaftsministeriums und des LEADER-Programms Litauen waren zu Gast.
Zu Beginn wurden eine Reihe von nationalen und europäischen Förderprogrammen vorgestellt, die an dem Punkt der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ansetzen: Matthias Hoffmann und Doreen Frenz vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg boten einen kurzen Überblick über die komplexen Strukturen der deutschen und brandenburgischen Förderlandschaft, Christopher Lucht von der Agentur Perspektive Europa stellte das europäische Programm Erasmus+ vor. Es zeigte sich, dass es hier zum Teil noch Unsicherheiten, etwa bei den Bewertungsmaßstäben von erfolgreicher Beteiligung gibt. Vaiva Petrauskienė von LEADER Litauen gab daraufhin einen Einblick in die Situation Litauens, die noch sehr von einem beginnenden Bewusstsein auf zivilgesellschaftlicher Ebene bei gleichzeitig mangelnden nationalen Förderstrukturen geprägt ist.Daraufhin folgten Vorstellungen erfolgreicher Projektbeispiele von Vertreter_innen von z.B. Forum ländlicher Raum, des KKJR Märkisch-Oderland und der Fachstelle Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg. Thematisiert wurden dabei immer wieder die Schwierigkeiten, die sich im Umgang mit freiwilligen Engagement boten, z.B. mit der Entwicklung von Ideen und Motivationen, der Zusammenarbeit zwischen Haupt- und jugendlichen Ehrenamtlichen - aber am Ende überwogen ganz klar die Vorteile der Einbindung von Kindern und Jugendlichen, da daraus in den jeweiligen Projekten eine hohe Bindungskraft resultiert, die wesentlich für die Identifikation mit dem eigenen Lebensraum ist.
Bindungsfaktoren müssen mit Hilfe von Vor-Ort-Angeboten aktiv werden. Umsetzungsbeispiele wurden in Projekten wie der Hierbleiber-Aktion, den von LEADER ermöglichten Spielplatz- und Badestellen, den Parkhelden des Schlossparks Trebnitz und der 48h-Aktion des Berlin-Brandenburgischen Landjugend e.V. gefunden. In Litauen wurden in die Projekte auch der Verkauf selbstgeernteter und verarbeiteter Produkte, die Anbindung an den Tourismus und die Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche einbezogen. Aus litauischer Perspektive wurde auf die nötige Einbeziehung von Kindern im frühen Kitaalter und auch „unbequemen“ Jugendlichen verwiesen. Nicht jene Projekte, welche Erwachsene als richtig für die Jugend empfinden, sondern echte Beteiligung muss ermöglicht und sichergestellt werden. Dafür braucht es auch Vertrauen und Risikobereitschaft, resultierte die Runde.
Am Ende des Tages wurden in Workshops erste gemeinsame Interessenspunkte für eine mögliche Zusammenarbeit entwickelt. Dabei standen Ideen eines Fachkräfteaustauschs, die Berichterstattung über verschiedene Projekte und Qualitätskriterien für die mobile Jugendarbeit zur Diskussion. Der Austausch darüber wurde von den deutschen und litauischen Teilnehmer_innen am Abend bei einem Buffet und musikalischer Begleitung fortgesetzt.
Mareen Ledebur