Es ist auch schon irgendwie zur Tradition geworden, dass wir vor den Herbstferien die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg besuchen und dort an einem Workshop teilnehmen. In diesem Workshop beschäftigen wir uns ausführlich mit der deutschen Geschichte zu Zeiten des Nationalsozialismus und bekommen vor Ort einen ganz anderen Einblick in das Leben und Arbeiten in einem ehemaligen Konzentrationslager.
Der Besuch ist deshalb so wichtig, da Geschichte an einem authentischen Ort viel stärker erlebbar ist, als wenn man sich „nur“ auf der Schulbank sitzend mit diesem Kapitel der deutschen Geschichte beschäftigen würde.
Emotional viel intensiver verläuft die Auseinandersetzung, bei der die Schüler und Schülerinnen sehr viel über Sachsenhausen und die Menschen dort erfahren. Oftmals haben sie sich vorher noch gar nicht weiter mit der Thematik auseinandergesetzt und kennen lediglich ein paar Tatsachen aus dem Fernsehen. Ganz oft stellen sie vor Ort die Frage nach den Gaskammern. Das Sachsenhausen aber kein „Vernichtungslager“ war, ist ihnen nicht bewusst. Natürlich kamen auch hier unzählige Menschen ums Leben, aber Sachsenhausen wurde ursprünglich als Arbeitslager errichtet. Die Frage nach den Gaskammern lässt einen auch Nachdenken. Mit welchem Hintergrund stellen die jungen Menschen heutzutage diese scheinbar für sie erstrangige Frage, besonders wenn diese recht emotionslos gestellt wird. Die intensive Auseinandersetzung mit den Ereignissen vor Ort, weckte bei einigen Schülern und Schülerinnen dann aber doch Emotionen. Besonders der Besuch des Krematoriums mit den Berichten über menschliche Experimente, auch an Kindern, lässt viele doch nicht kalt. Zum Glück.
Mittels Fotos näherten wir uns den sensiblen Themen an. Was sagen uns die Fotos über das Leben und Arbeiten der Menschen in Sachsenhausen? Welche Qualität haben die Fotos? Aus welchem Blickwinkel wurden diese aufgenommen? Zeigen die Fotos immer die wirkliche Realität?
Wir besprachen detailliert, wie der tägliche Appell abgelaufen ist, wie sich die Menschen ernährten, wie sie schliefen, wie und unter welchen Bedingungen sie arbeiteten, wie ihre gesundheitliche Situation aussah, wie die medizinische Versorgung erfolgte, welche Bedeutung die aufgenähten Dreiecke hatten, wie die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers erfolgte und vieles mehr.
Dabei setzten sich die Schüler und Schülerinnen neben den Fotos mit Materialmappen auseinander, in denen unter anderem Zeugenaussagen hinterlegt waren. Sie arbeiteten also mit Kopien von Originaldokumenten.
Außerdem begaben wir uns auf eine Führung über das Gelände, bei der die erarbeiteten Informationen noch vertieft wurden und weitere zahlreiche Fragen gestellt wurden. Auf dem Gelände ist nicht mehr so viel zu erkennen. Der Standpunkt der ehemaligen Baracken wurde markiert.
Es waren wieder zwei lehrreiche Tage. Da die heutigen Generationen sich immer weiter von diesem Kapitel der deutschen Geschichte entfernen und auch nicht mehr wirklich Familienangehörige haben, die in dieser Zeit gelebt haben, sollte diese Projektarbeit vor Ort auch zukünftig durchgeführt werden, um die Schüler und Schülerinnen zu sensibilisieren.