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Bereits zum dritten Mal kamen inzwischen fast 70 Akteure der Jugend(sozial)arbeit (J(S)A) in Brandenburg vom 22.-23. Februar 2018 zu einem Fachtag im Bildungs- und Begegnungszentrum Schloß Trebnitz in Märkisch-Oderland zusammen, um sich den vielfältigen Herausforderungen im Arbeitsfeld zu stellen. Diese waren bereits im Vorjahr als „Trebnitzer Thesen“ gemeinsam erarbeitet worden. Daran wurde nun inhaltlich angeknüpft.

Vor allem ging es um Möglichkeiten der Gestaltung und Einflussnahme. Wer kann aus welcher Position heraus was tun und wie lassen sich die Kräfte aller Beteiligten sinnvoll bündeln, um positive Entwicklungen zu bewirken? Dabei wurde sich auf eine Auswahl von wichtigen Themen konzentriert – selbstbewusste Kommunikation, Politische Bildung, Lobbyarbeit – und der Fokus noch einmal stärker auf die Ebene der Landkreise gelegt. 

Impulse & Diskussion:

Wichtige Impulse kamen zu Beginn. Melanie Ebell vom Landesjugendring Brandenburg e. V. erinnerte daran, wie wichtig ist, was Jugend(sozial)arbeit tut. Trotzdem mangele es an Selbstbewusstsein. Notwendig seien auch deshalb: ein schärferes Profil in den Handlungsfeldern, mehr Haltung und Vorbildfunktion der Akteure sowie eine stärkere Transparenz hinsichtlich der Wirkungen, die J(S)A erziele.

Sebastian Müller vom Fachverband Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit Brandenburg e. V. gab einen Überblick über die Jugendförderung in Brandenburg und verdeutlichte ausführlich die heterogene Situation bei den Jugendförderplanungen in den Landkreisen. Diese zeige sich formal, aber auch hinsichtlich inhaltlicher Schwerpunkte & Zielsetzungen. Wünschenswert wären: mehr fachliche Steuerung (Anpassung des Personalkostenförderprogramms, Vereinbarung landesweit geltender Standards, Richtliniengestaltung), mehr Nachhaltigkeit (Anpassung Förderbedingungen) und mehr Wirkung / Wirkungsorientierung bei der Umsetzung von Angeboten in der J(S)A. 

Praxiswerkstätten:

Drei Praxiswerkstätten boten den Teilnehmenden des Fachtages im Anschluss Gelegenheit, einige aktuelle Herausforderungen der J(S)A in Brandenburg ganz konkret anzugehen:

  1. Moritz Kirchner vom IKG - Institut für Kommunikation und Gesellschaft, arbeitete mit seiner Gruppe daran, selbstbewusstes Auftreten zu stärken und Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
  2. Dominik Ringler von der RAA (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie) Brandenburg widmete sich zusammen mit seiner Gruppe der Frage nach praxistauglichen Formaten für die Jugendarbeit, um den Bereich der Politischen Bildung zu stärken.
  3. Clara Anders vom Arbeitskreis der Stadt- und Kreisjugendringe Brandenburg & Fabian Brauns vom Kreis-Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V. und Sprecher der AG 78 im Landkreis diskutierten mit ihrer Gruppe, wie die Lobbyarbeit der J(S)A in Brandenburg über die Interessenvertretung in den Jugendringen und AGs 78 gestärkt werden könnte.

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Förderer und ihre Programme:

Am Abend bestand die Möglichkeit, sich über ausgewählte Förderprogramme für die Jugendarbeit und ihre jeweiligen Vorzüge zu informieren. Vertreter_innen von vier Institutionen stellten ihre Angebote vor und standen im Anschluss auch für individuelle Gespräche zur Verfügung: Boris Klein, Koordinierungs- und Fachstelle Lokaler Aktionsplan / Demokratie leben!, Grit Körmer, LAG Märkische Seen e. V., Susanne Krause-Hinrichs, F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz sowie Uwe Schumacher, Sparkasse Märkisch-Oderland.

Im Gespräch mit Politik & Verwaltung:

Am zweiten Tag ging es mit den bis dahin gewonnen Erkenntnissen und Ergebnissen noch einmal in die Diskussion mit Vertreter_innen aus Politik und Verwaltung. Die Vernetzung auf Ebene der Landkreise stand darüber hinaus besonders im Fokus.

Doreen Kind, komm. Leiterin Oderbruch-Oberschule Neutrebbin, Darius Müller, Bildungsstättenleiter Schloß Trebnitz, und Boris Knop vom Jugendzentrum Zossen als Vertreter aus der Werkstattgruppe zur Politischen Bildung des Vortages besetzten das erste Podium. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den Chancen einer besseren Zusammenarbeit zwischen schulischem und außerschulischem Bereich im Themenfeld der Politischen Bildung. Über die Wichtigkeit dieser Kooperation waren sich die Podiumsteilnehmer_innen an diesem Tag einig. Klar wurde aber auch, dass nicht alle Schulen sich so offen zeigen wie die Oderbruch-Oberschule Neutrebbin, denn immer sei damit auch ein zusätzlicher zeitlicher und organisatorischer Aufwand verbunden, der vertraglich nicht geregelt ist. Auch würden grundsätzlich verschiedene Bildungsansätze (Beziehungsarbeit vs. Erziehung) aufeinandertreffen. Hier gelte es mithin, sich trotz aller Widerstände weiter zu engagieren und voneinander zu lernen, gemeinsam Konzepte zu entwickeln, auch für entsprechende Abstimmungsprozesse und ihre Integration in den Schulalltag.

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Uta Barkusky, Bürgermeisterin der Stadt Müncheberg, Bernd Dannemann, Bürgermeister Gemeinde Putlitz, und Kristy Augustin, MdL und jugendpolitische Sprecherin (CDU) bestritten die zweite Runde auf dem Podium. Insbesondere Vertreter_innen aus der Werkstatt „Kommunikation“ vom Vortag zeigten sich in der Diskussion mit den politischen Vertretern aktiv und fragten genau nach, wenn es bspw. darum ging, wie Jugendbeteiligung gestärkt werden kann.

Final hatten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in Landkreisgruppen noch einmal zu vernetzen und als inhaltliche Fortführung der Werkstatt zur Stärkung der Lobbyarbeit vom Vortag mit den jeweils vorhandenen und fehlenden Strukturen zu befassen. Diversität zeigte sich hier erneut.

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Insgesamt ist mit dem Erfolg des inzwischen dritten Fachtags die Entwicklung eines etablierten Formates gelungen, das 2019 fortgesetzt werden soll. Die Veranstaltung wurde wie schon in den Vorjahren vom Zentrum für Partizipation und Mediation im ländlichen Raum (einer Kooperation des Berlin-Brandenburgische Landjugend e. V. und seiner Bildungsstätte Schloß Trebnitz) und dem Kreis-Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V. (KKJR MOL) organisiert sowie von Christian Raschke, Vielfalt gestalten, moderiert.

Text: Susen Hollmig
Fotos: Svea Landschoof